Auf der nebenstehenden Karte wurden die aus den römischen Quellen bekannten Züge der Kimbern und Teutonen nach kritischer Analyse neu dargestellt. Sichtbar wird die neu definierte Herkunft der Teutonen aus den Gebieten am Niederrhein. Die Kimbern, besser Kimmerer waren ein Söldnerheer aus dem Königreich Pontos.
Auf der Karte ist das angenommene Gebiet des teutonischen Stammesbundes zu erkennen. Es ist leicht, sich vorzustellen, welch eine herausragende strategische Lage es an der Nordsee hatte. Man könnte sagen - ein Vorgriff auf die spätere herausragende Rolle der Niederländer. Die Sperrung des Rhonetals und damit des Weges nach Massalia war eine schwere Verletzung der Souveränität der Teutonen.
Die Herkunft der Teutonen
Überwiegend sind die Historiker der Auffassung, dass die beiden Stämme in Nordjütland siedelten und durch Unwetter und Missernten gezwungen waren, ihr Land zu verlassen und eine neue Heimat zu suchen. Weder der Lebensraum, noch der Zeitpunkt des Aufbruchs sind in den Überlieferungen eindeutig bestimmt worden. Allein die alten Gaunamen Thysyssel und Himmersyssel dienen als Belege für die Wohnsitze der Teutonen und Kimbern, alte Stammes-Bezeichnungen sind Tyth und Himmer. Die Bevölkerungszahlen lassen sich anhand der damaligen Inselgröße annähernd ermitteln.
Die Wohnbevölkerung war zahlenmäßig so gering, dass sie sich leicht hätte auf die ganze Halbinsel verteilen lassen. Sich in größerer Entfernung ansiedeln zu können, hätte eine große Streitmacht erfordert und junge Männer und Frauen mit Erfahrung in Landwirtschaft und Viehzucht. Offen bleibt die Frage: Was geschah mit den Alten und Kranken? Wer kümmerte sich um sie? Wer schützte sie? Wenn also ein größerer Teil der Bewohner zurückbleiben müsste, wären die Gruppen der Auswandernden noch kleiner gewesen. Die späteren Schlachten mit den Römern sprechen von gewaltigen Heeren. Wenn die Teutonen und Kimbern nicht aus Jütland kamen, woher kamen sie dann? Und woher kam ihre militärische Stärke?
Die eigentlichen Bewohner Nordjütlands lebten vom Meer. Sie waren tüchtige Seefahrer, sind es bis heute geblieben. Schon weit vor den Wikingern gab es enge Beziehungen zwischen dem Rhein und Nordjütland, wo der LImfjord die bevorzugte Wasserstraße von der Nordsee in das Kattegatt war. Die Landschaft Thy war lediglich ein Stützpunkt der Teutonen, die sich vom Niederrhein aus über Nordjütland in die Ostsee und bis nach Norwegen ausbreiteten. Der in den Überlieferungen enthaltene Hinweis auf Ebbe und Flut, auf Sturmfluten und Missernten trifft auf Nordjütland viel weniger zu als auf die Rheinmündung. Außerdem waren diese Naturereignisse noch nie ein Grund für die Menschen, ihre Wohnräume am Meer zu verlassen.
Wer waren nun die Kimbern? Und woher kamen sie?
Diese Karte zeigt den Lebensraum der Thys und Himmer in Nordjütland. Er zeigt zugleich die wichtigsten Handelsplätze, Landwege und Schifffahrtslinien in den nördlichen Meeren. Diese strategisch einmalige Lage der Stammesgebiete an der Limfjordpassage aufzugeben, ergibt keinen Sinn.
Das Kernland der Teutonen lag am Niederrhein, in dem Gebiet, das die Angelsachsen noch heute Dutchland (Deutschland) nennen. Ihre engsten Mitstreiter, die Ambronen, lebten (später Sugambrer genannt) neben ihnen an der Lippe. Und die verbündeten Tiguriner hatten die Westschweiz entlang der Aare, die in den Hochrhein mündet, inne. Der Rhein war der verbindende Fluss, zugleich das Kraftzentrum und Wirtschaftszentrum. Man lebte vom Handel und beherrschte die Land- und Wasserwege zwischen Massalia und den Gebieten an der Nord- und Ostsee.
Die Herkunft der Kimbern
In den Überlieferungen wird eindeutig davon gesprochen, dass es Verbindungen zwischen den Teutonen und Kimbern gab. Die Römer erwähnen sie oft im Doppelpack. Häufiger ist die Rede von den gemeinsamen Zügen. Doch dafür gibt es keine sicheren Belege. In der Schlacht bei Noreia am Rand der Ostalpen 113v.Chr. werden überwiegend Kimbern als Sieger erwähnt. Wenn beide Stämme dort gesiegt hätten, dann fragt man sich, warum sie den flüchtenden Römern nicht gefolgt sind und in die Provinz Gallia Cisalpina vordrangen. Stattdessen zogen sie es vor, die Alpen zu durchqueren (was eher als unwahrscheinlich angesehen werden muss) oder an ihrem Nordrand in die Westschweiz zu ziehen, wo sie erst vier Jahre später wieder militärisch in Erscheinung traten.
Zweifelhaft ist auch das Ende beider Stämme. Wieso stellten sie sich nicht gemeinsam dem römischen Heer entgegen, sondern gingen getrennt und mit einem Zeitunterschied von einem Jahr unter? Wieso führte ein Boier, König Boierix, die Kimbern in die Schlacht? Nach gründlichen Analysen, unter aufmerksamer Beachtung der geografischen Faktoren, entwickelte der Autor die These, dass es sich bei den Kimbern um ein Heer handelte, dass aus dem Schwarzmeerraum an die Ostalpen gegen die Römer zog. Die Römer verfolgen seit langer Zeit das Ziel, einen sicheren Weg von Oberitalien über den nördliche Balkan nach Kleinasien einzurichten. Ihr größter Gegner in dieser Region war der Stamm der Skordisker, der sie seit vielen Jahren an diesem Plan hinderte. Sie fanden in König Mithridates VI. von Pontos, der sich selbst zum Herrscher über die griechischen Reiche am Schwarzen Meer erheben wollte, einen tatkräftigen Verbündeten. Mit seinem Einfluss und seinem Reichtum stellte er ein großes Söldnerheer auf, dessen Kern aus Kimmerern bestand. Sie lebten im Bosporanischen Reich auf der Krim und in Nordanatolien. Der kimmerische Bosporus erinnert noch heute an sie.
Die Kämpfe der Kimbern mit den Römern
Dieses Heer traf 113v.Chr. bei Noreia (Raum Maribor) auf die Römer und kämpfte unter der Flagge der Kimmerer, woraus in der römischen Überlieferung Kimbern wurde. Dieser Sieg verhalf den Skordiskern zu weiterem Widerstand gegen die Römer und stärkte Mithridates VI. Stellung auf der Krim und in Kleinasien.
Es war ihm nicht verborgen geblieben, dass die römischen Truppen große Probleme hatten, die in die Provinz Gallia Transalpina eingedrungenen Teutonen , Ambronen und Tiguriner zu vertreiben und zu besiegen. Seine engen Kontakte zur römischen Elite verschafften ihm Einblicke in die Lage an der Rhone. So konnte er gleichzeitig mit dem König der Teutonen, dessen Heer die Westalpen zu übersteigen versuchte, sein Heer über die Ostalpen nach Oberitalien führen. Als Heerführer wählte er einen König der Boier aus, der die geografischen und politischen Verhältnisse im Umfeld seines Stammes gut kannte. Leider versäumte es die Heerführer, zur gleichen Zeit die Römer anzugreifen, so dass Marius sie hintereinander (102 und 101v.Chr.) schlagen konnte.
Der Anmarsch der Kimbern zu den Skordiskern 113/112v.Chr.
Der Untergang der Kimbern in Oberitalien 101v.Chr.
Die Kämpfe der Teutonen mit den Römern
Aus den bisherigen kritischen Analysen leitet der Autor ab, dass es keine gemeinsamen sogenannte "Züge der Kimbern und Teutonen" gegeben hat. Die Kimbern verfolgten mit ihren Zügen an die Ostalpen ganz andere Ziele als die Teutonen im Rhonetal. Die Teutonen, mit Unterstützung durch die Ambronen und Tiguriner, wir wissen durch den Verrat an Teutobod, dass auch keltische Sequaner beteiligt waren, hatten entgegen römischer Darstellung niemals die Absicht, in der römischen Provinz Gallia Transalpina zu siedeln. Es ging darum, den freien Handel mit den Mittelmeeranrainern über die Land- und Wasserwege des Rheins, der Saone/Rhone und der Donau zu erhalten und den ungehinderten Zugang zum Gebiet der Stadt Massalia zu sichern. Als die Römer 122v.Chr. die südgallisch-ligurischen Gebiete bis zum Genfer See eroberten, übernahmen sie auch alle Rechte der Handelsausübung, der Errichtung von Zollschranken und Steuern. Abgeriegelt wurde den Tigurinern und boischen Stämmen an der oberen Donau der Weg entlang und über den Genfer See (Geneva), den Sequanern, Treverern, Ubiern und Teutonen der Zugang zur Rhone bei Lugdunum (Lyon).und den Tectosagen, die den Handelsweg mit Britannien über Bordeaux kontrollierten, der Zugang von der Garonne zur Mittelmeerküste. 109v.Chr. begann dieser wirtschaftspolitische Kampf; er wurde mit wechselndem Erfolg geführt. Schließlich endete er 102v.Chr. mit der Niederlage Teutobods bei Aix-en-Provence. Die Karte nebenan zeigt das Operationsgebie, in dem sich die Heere bewegten.
Mit diesem Buch beginnt die Frühgeschichte der deutschsprachigen Länder Mitteleuropas. Aus dem bekannten Themenbereich "Kimbern und Teutonen" wurde herausgefiltert, dass die teutonischen Stämme vom Niederrhein kamen und durch ihre Kämpfe mit den Römern um freie Handelswege zum ersten Mal als germanisches Volk in das Licht der Geschichte traten. Erzählt wird eine Geschichte, die überwiegend auf Überlieferungen aufbaut, allein damit jedoch nicht auskommt. Viele Ereignisse lassen sich nicht logisch erklären, erscheinen nicht plausibel. Vor allem stört, dass die Bewegungen der Teutonen und ihrer Verbündeten von den Römern immer wieder auf ein Klischee zurückgeführt werden: der gewaltsamen Aneignung von Siedlungsland auf römischem Gebiet. Dagegen mussten sich die Römer zur Wehr setzen. Dieses Klischee zu überwinden und auf die wahren Zusammenhänge des Geschehens aufmerksam zu machen,führte zu einer alternativen Erzählung.
Si ewird um so einleuchtender, wenn sie in verbindung gebracht wird mit den nachfolgenden Büchern.
Softcover
ISBN 978-3-7469-2750-3
29,00 Euro
Hardcover
ISBN 978-3-7469-2751-0
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Die Züge der Teutonen und Kimmerer
Die nebenstehende Karte zeigt die alternativen Wanderbewegungen der Teutonen vom Niederrhein in die Provinz Gallia Transalpina, um den Handel mit Massalia aufrecht zu erhalten. Sie zeigt weiterhin den Weg und die Ziele Kimmerer, die aus dem Osten kamen und sich mit Skordiskern und Boiern verbündeten. Die Boier fürchteten um ihre Handelsverbindungen im Westen nach Massalia und im Osten nach Aquileia. Es kann angenommen werden, dass sie mit ihren Kriegern das verbindende Element zwischen den Teutonen und Tigurinern einerseits und den Kimmerern und Skordiskern andererseits waren. Vielleicht brachten sie kimmerische Söldner zu den Tigurinern.